Stellungnahmen zur aktuellen Berichterstattung „Kreisklinik Wolfratshausen – Quo vadis?“

Pressemitteilung von 1. Bürgermeister Klaus Heilinglecher und Stellungnahme Vorstand der Bürgervereinigung Wolfratshausen e.V.


06.05.2021

Pressemitteilung des Ersten Bürgermeister Klaus Heilinglechner zum Thema Sicherung der Gesundheitsversorgung im Landkreis.

Wie angekündigt, möchte ich heute nach der offiziellen Pressmitteilung des Landrats zum Thema Kreisklinik Stellung nehmen.

Nachdem sich die wirtschaftliche Situation bis zum Jahr 2017 zunehmend verschlechtert hat, wurde durch das Unternehmensberatungsbüro für Gesundheitswesen Oberender & Partner die strategische Ausrichtung der Klinik geprüft und eine Neuausrichtung empfohlen. Der Gesundheitsmarkt in einer Region rund um die Metropolregion München mit ihren vielen Maximalversorgern hat sich zunehmend übersättigt. Das Beratungsbüro hat unter anderem eine Weaning-Einheit und eine Geriatrische Abteilung empfohlen, dies wurde durch die Kreisklinik auch umgesetzt und hat sich sehr gut etabliert.

Die Kreisklinik hat sich seitdem konstant positiv entwickelt. Die Fachabteilungen haben sich etabliert, wurden gefördert und ausgebaut, die Wirtschaftlichkeit war zwar defizitär aber mit einer deutlichen Verbesserung über die letzten Jahre. Mit dem Erhalt der Geburtenstation konnten wir in Wolfratshausen vielen Müttern eine echte Alternative zu den überlaufenen Kliniken in Starnberg und München bieten und vor allem auch in der aktuellen, schwierigen Pandemiezeit waren wir über die Intensivversorgung vor Ort sehr dankbar.

Die Wirtschaftsprüfer, die unsere Kreisklinik jährlich prüfen, sehen keine Gefahr einer überhöhten Belastung wie in Nachbarlandkreisen. Investitionen in zusätzliche medizinische Geräte sind größtenteils abgeschlossen, eine Erweiterung der Weaning-Kapazität ist möglich und die Klinikleitung mit ihren Chefärzten erarbeitet gerade die Gründung einer MVZ, eines medizinischen Versorgungszentrum, was eine wichtige Verzahnung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung darstellt.

Alles in allem war ich und bin ich nach wie vor ein starker Verfechter der Kreisklinik in Wolfratshausen und deren Leistungen. Es sind dort hervorragende Ärzte beschäftigt und durch zahlreiche Belegärzte sind die OP Kapazitäten ausgelastet. Im Gegensatz zu anderen Kliniken steht ausreichend Pflegepersonal zur Verfügung, das sich rund um die Uhr um die Patienten kümmern und gerade in dieser schwierigen Zeit der Pandemie einen immensen Einsatz bringen.

Die Kreisklinik hat ein gutes Niveau erreicht, das wir erhalten und ausbauen müssen.

Der Kreisausschuss, dem ich angehöre, hat mit 12:0 Stimmen beschlossen, dass unter externer Begleitung in einem strukturierten Prozess Ziele und Ideen zur Sicherung einer umfassenden Gesundheitsversorgung im Landkreis entwickelt und definiert werden.

Auch wenn die Kreisklinik aktuell eine positive Entwicklung nimmt, müssen wir uns den Herausforderungen einer zukünftigen Gesundheitspolitik wappnen. Mein Ziel war es eine bessere Verzahnung der beiden Kliniken im Landkreis zu erwirken, da die medizinischen Bereiche beider Kliniken sehr ähnlich sind und somit Konkurrenz in einem Landkreis zwischen zwei Krankenhäusern besteht. Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, dass ein kommunal geführtes Haus und ein privater Klinikbetreiber in Kooperation zusammenarbeiten können. Seit mehreren Jahren gibt es bereits eine Kooperation der Asklepiosklinik in Bad Tölz mit dem Krankenhaus in Agatharied, dessen Betreiber der Landkreis Miesbach ist.

Wir Menschen erheben unsere Gesundheit zu unserem höchsten Gut. Keine Generation vor uns hat so sehr auf Gesundheit, Ernährung, Sport und Versorgung geachtet wie wir. Deshalb muss es uns auch Wert sein, im Landkreis einen Beitrag für diese Versorgung zu leisten und ein leicht defizitäres Krankenhaus zu unterstützen.
Bei einem angenommenen jährlichen Defizit von ca. 1,8 Mio. Euro und ca. 60.000 Einwohnern im nördlichen Landkreis, sprechen wir von einer Belastung von ca. 30 €/EW und Jahr.

Ich spreche mich klar gegen eine Privatisierung des Krankenhauses aus. Partnerschaften und Kooperationen ja, allerdings keine Übernahmen durch Holdinggesellschaften oder private Investoren. Der Landkreis darf sein einziges, eigenes Krankenhaus nicht aus der Hand geben! Wir könnten nicht mehr beeinflussen wie ein, wie auch immer gearteter, Gesundheitscampus betrieben wird, welche Leistungen angeboten werden und schon gar nicht, wie lange die Versorgung vor Ort überhaupt aufrechterhalten wird.

Die Bevölkerung im Nordlandkreis mit Wolfratshausen und vor allem Geretsried wird weiter wachsen. Der Zuzug ist seit Jahren ein Thema in der Stadtpolitik mit dem wir uns fortlaufend auseinandersetzen. Wir diskutieren über zusätzlichen Wohnraum, Verkehrskonzepte, um dem Bevölkerungszuwachs gerecht zu werden und möchten für Unternehmen ein attraktiver Wirtschaftsstandort sein. Hierzu gehört auch, unseren Bürgerinnen und Bürgern in Wolfratshausen, wie auch in den Nachbargemeinden, eine schnelle Notfallversorgung zu gewährleisten, lokale Entbindungen weiterhin zu ermöglichen, Intensivversorgung vor Ort sicherzustellen und die zahlreichen Fachbereiche zu fördern und weiterzuentwickeln.

Die Struktur unseres Landkreises erfordert zwei Klinikstandorte, einen im Norden und einen im Süden des Landkreises.

Ich hoffe, dass auch Vertreter aus dem südlichen Landkreis die Thematik des Nordlandkreises erkennen und nicht nur auf eine einmalige Untersuchung einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vertrauen.

Mein Bestreben als Bürgermeister ist nun, fraktionsübergreifend als auch interkommunal zu handeln. Wir müssen als Wolfratshauser eine tragbare Lösung einfordern und dahinterstehen. Der Stadtrat der Stadt Wolfratshausen, sowie auch der Stadtrat der Stadt Geretsried, werden dazu eine entsprechende Resolution beschließen.


05.05.2021
Stellungnahme Vorstand:

Stellungnahme zur aktuellen Berichterstattung „Kreisklinik Wolfratshausen – Quo vadis?“

Die Klinik und ihr Mitarbeiter leisten gerade in der heutigen Zeit außergewöhnliche Arbeit. Ein großes Dankeschön vorab für diesen stetig guten Einsatz, nicht nur in diesen Zeiten.

Die Bürgervereinigung Wolfratshausen e.V. hat sich immer schon für den Erhalt unserer Kreisklinik eingesetzt und wird sich auch zukünftig dafür einsetzen.

Die Ergebnisse und Empfehlung der Unternehmensberatung Vicondo ist auch für uns sehr überraschend gekommen. Trotz unserer großen Besorgnis müssen vor einer abschließenden Bewertung die Hintergründe näher beleuchtet und weitere Informationen eingeholt werden.

Die Kreisklinik in Wolfratshausen muss in öffentlicher Hand bleiben und weiterhin eine optimale Gesundheitsversorgung aller Landkreisbürger gewährleisten! Natürlich müssen sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um die finanzielle Situation der Kreisklinik zu verbessern und diese schließlich langfristig zu sichern.

Nicht unerwähnt bleiben darf, dass vonseiten der Klinik in den letzten Jahren einiges geleistet wurde, um die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten und dem Konkurrenzdruck standzuhalten. Gerade die Geburtenstation und die sehr erfolgreiche Kooperation mit der Klinikum Starnberg GmbH zeigen, dass das Kreiskrankenhaus auf einem sehr guten Weg ist, um seinen Standort durch Eigenleistungen und Innovation langfristig zu sichern und weiter auszubauen. Die ebenso wertvolle Kooperation mit der LMU verspricht ebenso in Sachen Ausbildung einen zukunftsträchtigen Weg.

Der Bürgervereinigung Wolfratshausen e.V. ist es ein großes Anliegen, dass unsere Kreisklinik einschließlich unserer Geburtenstation erhalten bleibt. Gerade jetzt in Zeiten der Pandemie zeigt sich, wie wichtig eine flächendeckende und zuverlässige Gesundheitsversorgung ist. Am gesamten Haushalt des Landkreises gemessen, ist das Defizit im Verhältnis zur Pro-Kopf-Betrachtung überschaubar. Das wollen wir uns unbedingt leisten!

Im Namen des Vorstandes der BVW
Thomas Eichberger, 1. Vorstand
Max Schwarz, 2. Vorstand