offener-brief-der-bvwor

SEHR GEEHRTER HERR LANDRAT,
SEHR GEEHRTE FRAU KREISRÄTIN, SEHR GEEHRTER HERR KREISRAT,

„Die Privatisierung der Krankenhäuser ist ein großes Problem. Landkrankenhäuser verschwinden, Hausärzte vor Ort, Hebammen
vor Ort – diese Strukturen müssen wieder geschaffen werden. […] Versorgungssicherheit im Sozialen ist uns äußerst wichtig“

– Hubert Aiwanger, Freie Wähler, am 11.05.2021 -*1

Die Regierung investiere „ganz bewusst zum Erhalt der kleineren Krankenhäuser bis zu 150 Betten, die häufig sehr große Defizite haben und die manchmal nicht ganz wirtschaftlich arbeiten“, erklärte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in einem Videobeitrag. Damit solle auch dazu beigetragen werden, dass die Notfallversorgung im ländlichen Raum erhalten bleibe, so Söder.

– Markus Söder, CSU, 25.07.2018 -*2

Wenn Sie am 20. Mai 2021 in die Kreistagssitzung gehen, werden Sie eine weitreichende Entscheidung treffen.

Von Ihrer Stimme wird die Zukunft der Kreisklinik, werden die Arbeitsplätze von rund 400 Mitarbeiter/innen abhängen. Am schwersten wiegt aber, dass die medizinische Versorgung der Bürger/innen des Landkreises, langfristig auch die unserer Kindern und deren Kinder, unserer Enkel, davon abhängen wird.

Als Bürger/innen des Landkreises sprechen wir uns eindeutig und unverrückbar gegen die Privatisierung und damit gegen die Kommerzialisierung unseres Kreiskrankenhauses aus.

Die medizinische Versorgung der Bevölkerung ist ein kostbares und nicht verhandelbares Gut. Gesundheitsvorsorge ist Daseinsvorsorge. Gerade unsere Krankenhäuser sind zentrale Stützpfeiler der Gesundheitsvorsorge und dürfen nicht der Kommerzialisierung anheim fallen.

Kommerzialisierung heißt, ich mache Gewinn. Unwirtschaftliche Leistungen werden gestrichen und Personal abgebaut, weil sich durch Personalreduktion der meiste Gewinn erwirtschaften lässt. Auf Kosten der verbleibenden Pflegekräfte und Ärzte, zu Lasten der Patient/innen. Das bedeutet – unterm Strich – eine Kommerzialisierung der Gesundheit der Menschen.

Ein kommunales Krankenhaus hingegen muss keinen Gewinn machen. Schreibt ein kommunales Krankenhaus eine ‚schwarze Null‘, ist es bei der Patientenversorgung mit den vorhandenen Mitteln ökonomisch umgegangen und hat sich organisatorisch und medizinisch effizient verhalten. Gerät ein kommunales Krankenhaus hingegen in finanzieller Schieflage, werden die Defizite bis zur wirtschaftlichen Erholung von den Bürger/innen getragen.

Wir Bürger/innen des Landkreises waren und sind bereit und gewillt, die Defizite des Kreiskrankenhauses – unter der Maßgabe, dass an Lösungen gearbeitet wird – zu tragen. Angesichts eines Kreishaushaltes von rd. 137 Mio € jährlich mutet ein Defizit von rd. 450.000 € (2020), ja selbst von 1,23 Mio € (2017) als äußerst gering an: Dagegen steht die zuverlässige Gesundheitsvorsorge von rund 60.000 Bürgerinnen und Bürger!*3

Das Kreiskrankenhaus hat sich geraume Zeit in finanzieller Schieflage befunden.*4 Seit 2017 hat es sich jedoch, den Impulsen aus dem Gutachten von Oberender & Partner folgend, über zahlreiche medizinisch innovative Umstrukturierungen und finanziell lukrative Investitionen kontinuierlich aus dem Defizit herausgearbeitet. Unsere Kreisklinik entwickelt sich unter der derzeitigen Leitung in eine performante und innovative Institution. Das ist zukunftsweisend!

Damit ist jede Grundlage für eine drastische Maßnahme wie die eines Trägerwechsels – versteckt hinter dem Begriff der „strategischen Partnerschaft“ – schlichtweg entfallen!

Wir bitten Sie daher in Ihrer Funktion als Vertreter/in aller Bürger/innen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, am 20.05.2021 dafür zu votieren, das Kreiskrankenhaus in kommunaler Hand zu erhalten!

gez.
Beppo Praller, Stadtrat Wolfratshausen, Fraktionssprecher
Dr. Ulrike Krischke, Stadtrat Wolfratshausen, Senior/innenreferentin, stellv. Fraktionssprecherin
Max Schwarz, Stadtrat Wolfratshausen, Sportreferent
Peter Ley, Stadtrat Wolfratshausen
Helmuth Holzheu, Stadtrat Wolfratshausen

Thomas Eichberger, Bürgervereinigung Wolfratshausen, 1. Vorstand
Max Schwarz, Bürgervereinigung Wolfratshausen, 2. Vorstand
Andreas Kieslinger, Bürgervereinigung Wolfratshausen
Sabine Weickmann, Bürgervereinigung Wolfratshausen
Engelbert Stapf, Bürgervereinigung Wolfratshausen
Barbara Unterberger, Bürgervereinigung Wolfratshausen
Elisabeth Landler, Bürgervereinigung Wolfratshausen


*1 https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/landespolitik/freie-wahler-gegen-privatisierungen-in-den-kommunen-3169100?fbclid=IwAR0GRc-aV7BNNCJH-uusKaMAX50fEw1veHi1XDy 6o0V9n3B34pe-AuL28o)
*2 https://www.bibliomedmanager.de/news/35895-bayern-will-kleine-kliniken-foerdern.
*3 Insg. rd. 127.227 Bürger/innen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, davon 60.000 im Nordlandkreis; das sind die Bürger/innen der Städte Wolfratshausen und Geretsried, sowie der Gemeinden Egling, Münsing, Eurasburg, Dietramszell, Icking, Königsdorf.
*4 In den Jahren 2011, 2012 und 2016 hat die Kreisklinik sogar schwarze Zahlen geschrieben: Bilanz Kreisklinik, nachzulesen über www.lra-toelz.de

»OFFENER BRIEF ZUM DOWNLOADEN



EIN PAAR INFORMATIONEN ZUR KREISKLINIK WOLFRATSHAUSEN
1. GRUNDLAGE: DIE GUTACHTEN / HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

• Die Handlungsempfehlung der Vicondo Health Care GmbH ist bereits das dritte Gutachten innerhalb der letzten Jahre. Das letzte stammt von der Firma Oberender & Partner (2017). Dies ergab, dass die Klinik wirtschaftlich auf einem guten Weg ist, dass bereits einige wichtige Verbesserungen umgesetzt sind und dass innerhalb der nächsten 4-5 Jahre durchaus eine „schwarze Null“ möglich sei oder das Defizit, zumindest in einen für die Kreisklinik dieser Größenordnung üblichen und somit erträglichen Rahmen, begrenzt werden kann. Das Gutachten schlägt aber auch die Suche nach einem Kooperationspartner vor.
Für das Jahr 2020 rechnet mehr als jede zweite Klinik (57 %) mit einem Defizit!

• Im Jahr 2020 (mitten in der Corona-Pandemie, in der Wirtschaftlichkeitsberechnungen in allen Kliniken nicht repräsentativ sein konnten) wurde ein neues Gutachten in Auftrag gegeben. Beauftragt wurde Vicondo, die auf ihrer Homepage unter anderem folgendes Ziel formulieren: „Wir unterstützen Sie mit Erfahrung, Fachexpertise sowie dem Mut, gemeinsam zukunftsorientierte Entscheidungen zu fällen und gegen Widerstände durchzusetzen“, „Neben Betreibern, die Krankenhäuser in neue Hände geben wollen, gehören finanzkräftige Investoren zu unserem Netzwerk. Wir betreuen die Parteien im gesamten Verkaufsprozess“.

2. INNOVATIONEN IN DER KREISKLINIK SEIT DEM JAHR 2017 (SEIT DEM
GUTACHTEN OBERENDER & PARTNER)

• Ein ‚Gesundheitscampus‘ ist in gewisser Form schon längst realisiert. So sind direkt in und an der Klinik eine Radiologiepraxis mit MRT, die Praxis eines plastischen Chirurgen, eine Augenarztpraxis, eine Praxis für Logopädie, eine HNO-Praxis und die Praxis eines Neurologen sowie Psychiaters verortet. Des Weiteren arbeitet die Geschäftsführung an der Bildung eines MVZs auf dem Campus, um die ambulanten Strukturen mit den Stationären zu verzahnen. Die Räumlichkeiten hierfür wurden vorübergehend dem Impfzentrum des Landkreises zur Verfügung gestellt. Erste Gespräche mit Niedergelassen sind geführt.
Das Gutachten schlägt aber auch die Suche nach einem Kooperationspartner vor.

• Kostenersparnis war schon immer ein Thema. So hat die Klinik für die Radiologiepraxis Dr. Brandl Räume langfristig Räume vermietet. Dr. Brandl installierte hier auf seine Kosten (ein Millionenprojekt) ein nagelneues MRT neuester Technologie, das auch der Kreisklinik zur Verfügung steht.

• Innerhalb des Schlaganfallnetzwerks Südwestbayern NEVAS (dazu gehört eine der größten Universitätskliniken Europas, das Universitätsklinikum Großhadern), dem auch die Kreisklinik angehört, werden immer wieder die tollen Reaktionszeiten bei der Schlaganfallversorgung gelobt. Bedingt u.a. durch ein CT direkt im Ambulanz- Eingangsbereich kann bei einem eingelieferten Schlaganfallpatienten äußerst rasch eine Diagnose gestellt werden. Bedingt durch die kurze Anfahrt (Klinik in der Nähe des Patienten-Wohnortes) und durch die rasche Diagnostik können bleibende Folgeschäden eines Schlaganfalls durch rasches klinisches Eingreifen minimiert werden. Bei einem Notfall wie einem Schlaganfall gilt die „Golden Hour“ gemäß der Richtlinie „Time is Brain“. Je länger es bis zur Diagnose und dem Einsetzen einer eventuell nötigen Lysetherapie (Auflösung des Thrombos im Gehirn mit einem stark blutverdünnenden Medikament) oder manuellen Entfernung des Thrombos (Thrombektomie) dauert, desto umfangreicher und irreversibler sind die Schäden am Gehirn des betroffenen Patienten. Lähmungen der Extremitäten und Sprachstörungen sind in vielen Fällen die Folge.

Um weiterhin die wohnortnahe bestmögliche Versorgung in Wolfratshausen sicherzustellen, hat das Universitätsklinikum Großhadern den Kooperationsvertrag mit der Kreisklinik auf unbefristete Zeit verlängert. Dies ist den hervorragenden Qualitätsdaten der Qualitätssicherung der Schlaganfalleinheit und der gut funktionierenden Kooperation mit Großhadern in Wolfratshausen zu verdanken. Des Weiteren investiert die Kreisklinik mit ca. 500.000 Euro in 2021 in ein CT der neuesten Generation um die Qualität auch für die Zukunft weiterhin optimal gewährleisten zu können.

• Die bekannte ‚Golden Hour‘ gilt auch bei der Trauma-Versorgung. Traumapatienten wie auch Polytraumen haben nach Unfällen die größten Überlebenschancen, wenn die adäquate klinische Versorgung innerhalb der ersten Stunde nach dem Unfall beginnt.

Worst case Szenario: Gehen wir mal von einer Umwandlung in ein MVZ oder Schließung der Kreisklinik aus. Die Situation wäre dann, dass die Rettungsfahrzeuge aus Wolfratshausen und Geretsried um ein mehrfaches länger gebunden sind, da statt der Fahrten mit dem größten Teil der Patienten in die nahe Kreisklinik, die Fahrten nun vermehrt nach Bad Tölz, Penzberg, Starnberg und Großhadern gehen müssten. Bereits in der Vergangenheit kam es zu Fällen, dass alle Intensivstationsbetten belegt waren und die Rettungswägen weite Wege zurücklegen mussten. Die Folge: Die Rettungswache wäre meist leer, die Fahrzeuge im Oberland unterwegs. Eine Vorhaltung von mehr Fahrzeugen (und Besatzungen) wird aber vom Rettungszweckverband nicht finanziert, da die Fallzahlen nicht höher sind und damit auch die abrechnungsfähigen Einsätze. Nur die Fahrzeiten hätten sich dann erheblich erhöht und damit wäre die Verfügbarkeit der Fahrzeuge reduziert.
Dies kann insbesondere in der Schlaganfallversorgung sowie verunfallten Patienten, wo jede Minute zählt, Nachteile für die Genesung des Patienten bedeuten.

•  Das Klinikum Garmisch ist für Hüft- und Knieoperationen überregional bekannt, das Klinikum Starnberg für die Geburtshilfe, die Kreisklink Wolfratshausen für die Versorgung von beatmeten Patienten.

In den letzten Jahren wurde in der Kreisklinik eine Weaning-Abteilung installiert und auch fachärztlich besetzt. Bei langzeitbeatmeten Patienten sind nervliche Sensorik und Lungenmuskulatur nicht mehr in der Lage, selbstständig zu atmen. Dies müssen die Patienten erst wieder lernen – ein schwieriger, aber erfolgreicher Prozess unter fachlicher Überwachung. Das nennt sich ‚Weaning‘. Es gibt in ganz Bayern nur wenige Weaning-Einrichtungen; in ganz Südbayern (nach derzeitigem Kenntnisstand) nur drei – und eine davon ist in der Kreisklinik Wolfratshausen. Abgesehen vom medizinischen und ethischen Wert ist auch der wirtschaftliche Wert hoch, denn jeder Patient, der nicht mehr dauerbeatmet ist, spart der Volkswirtschaft (und den Krankenkassen) enorme Summen und hat die Chance, wieder in ein selbstbestimmtes Leben zurückzukehren. Teilweise werden von weither Patienten an die Kreisklinik verlegt, um hier diesen Schritt gehen zu können. Gleichzeitig stellt die Weaningeinheit aufgrund ihrer planbaren Belegung eine Reserve- und Rückfallebene für Intensivbetten dar. In Zeiten der Corona-Pandemie kam dies täglich zum Einsatz und somit der Bevölkerung vor Ort zu Gute. Auch wurden durch das Projekt spezialisierte Fachärzte für Intensivmedizin gewonnen, die nicht nur Weaningpatienten, vielmehr alle intensivpflichtigen Patienten des Landkreises auf universitärem Niveau betreuen. Die Kreisklinik hat damit nicht nur in die räumliche und technische Ausstattung investiert, sondern auch in eine hohe personelle und fachliche Expertise!

Die Kreisklinik hat mit diesem Projekt ihre Hausaufgaben erledigt, eine echte Spezialisierung erfolgreich etabliert und mit dem medizinischen Schwerpunkt der Beatmungsmedizin zur Wirtschaftlichkeit der Klinik beigetragen.

• Strategische Allianzen mit niedergelassenen Fachärzten sind längst realisiert: Orthopädie, Geburtshilfe, Gastroenterologie, Neurologie, Onkologie, Neurochirurgie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, plastische Chirurgie, usw. Im Bedarfsfall stehen die kooperierenden Ärzte unterstützend zur Verfügung.

• Die laufende Zertifizierung zahlreicher Abteilungen der Kreisklinik beweist deren fachliche Qualifikation. Beispielhaft seien nur einige genannt: Zertifiziertes Weaningzentrum durch die deutsche Gesellschaft für Pneumologie, die Viszeralchirurgie („zertifiziertes Bauchzentrum nach DIN ISO“), das zertifizierte Hernienzentrum (Brüche der Bauchdecke), das Herzinfarktnetzwerk München Süd-West, das neurovaskuläre Netzwerk (NEVAS), das interdisziplinäre Tumorboard, die zertifizierte Hygienestewardship und einiges mehr.

• Die medizintechnische Ausstattung ist (nicht zuletzt auch dank Förderverein und Sponsoren) auf einem sehr hohen Stand und es sind hier Geräte vorhanden, die selbst etliche andere Kliniken nicht haben, wie z.B. ein Spezialgerät, das etwa während der Operationen am Kehlkopf laufend die Nerven misst, damit nicht durch einen wenige Millimeter versetzten Schnitt eventuell eine Stimmbandlähmung eintritt.

• In den letzten Jahren etabliert wurde neben dem Weaning als neue Abteilung die Akutgeriatrie. In 2020 – wohlgemerkt während der Pandemie, als Folge einer dauerhaften Belegung von über 90 %, hat die Geschäftsführung die Erweiterung von 20 auf 30 Betten vorangetrieben, um unserer alternden Bevölkerung Altersmedizin auf höchstem Niveau anbieten zu können. Das nächste Ziel ist die Zertifizierung zum Alterstraumazentrum, um das Gesamtkonzept abzurunden.

• In den letzten Jahren wurde mit viel Liebe und Engagement (und Geld von Sponsoren) eine Palliativabteilung aufgebaut, die weithin einen sehr guten Ruf genießt und es Sterbenden oder Betroffenen am Lebensende ermöglicht, in Würde und mit ein bisschen Privatsphäre die letzten Tage medizinisch gut versorgt und weitgehend ohne Leiden zu verbringen. Auch dies wäre ohne Innere Abteilung und Intensivmedizin im Haus in dieser Form nicht möglich. Insbesondere die Palliativmedizin hat für unsere Gesellschaft einen hohen Stellenwert und sollte daher nicht zur Disposition stehen.

3. INNOVATION UND GRUNDLAGE: PARTNERSCHAFTEN

• Die Kreisklinik ist aufgrund ihrer fachlichen Qualität seit vielen Jahren Lehrkrankenhaus der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Kreisklinik genießt bei den Medizinstudenten einen hervorragenden Ruf! Dadurch können stetig junge motivierte Ärzte für die Kreisklinik gewonnen werden. Die Nachbesetzung wichtiger Facharztstellen ist auch aufgrund der engen Kooperation mit Großhadern möglich.

• Durch die strategische Partnerschaft mit den Klinikum Starnberg wurde in Wolfratshausen eine größere Geburtshilfeabteilung aufgebaut und damit die kurzfristig in der Tölzer Asklepiosklinik geschlossene Geburtshilfe aufgefangen. Vorher gab es in Wolfratshausen ca. 200 Geburten pro Jahr. Im Jahr 2019 waren es bereits rd. 570 Kinder, die das Licht der Welt erblickten. Was für ein Erfolg!

4. GRUNDLAGE: ABHÄNGIGKEITEN

• Wenn die Geburtshilfe erhalten bleiben soll, ist dies nur unter Erhalt der gesamten Klinik möglich. Grund: Für Kaiserschnitte wird auch eine vollwertige chirurgische Abteilung und Intensivmedizin benötigt.

5. FINANZIELLE SITUATION

• Die im Gutachten genannten Zahlen sind kritisch zu hinterfragen. Es ist unklar, wieso die Klinik laut Vicondo bis zu 6,5 Millionen Euro Defizit machen sollte. Das Defizit im vergangenen äußerst schwierigen Corona-Jahr 2020 betrug rd. 450.000 Euro. Bei optimaler Entwicklung der Klinik erscheint sogar ein Annähern an eine „schwarze Null“ in den kommenden Jahren möglich. Andere Kliniken in kommunaler Trägerschaft erhalten jährlich von ihrem Träger sowohl einen Defizitausgleich als auch zusätzlich Gelder für notwendige Investitionen im mittleren bis zweistelligen Millionenbereich. Demnach war die Kreisklinik bis heute keine große Last auf der
Tasche des Landkreises.

• Der Landkreis als Träger hat den Betrieb des Lenggrieser Kreispflegeheims der Kreisklinik zugeschlagen. Die Defizite des Kreispflegeheims fließen also mit in die Defizite der Kreisklinik, werden aber durch Vicondo nicht extra ausgewiesen, obwohl das Pflegeheim ab 2022 eigenständig betrieben werden soll.

• In den letzten Jahren hat der Landkreis viele Millionen Euro in die Kreisklinik investiert, um sie durch Sanierungen, Brandschutzumbauten und Erweiterungen zukunftsfähig zu machen.

6. VERSORGUNGSSICHERHEIT IM SOZIALEN

• Die im Gutachten genannten Zahlen von einer „durchschnittlichen Fahrzeit der Bürger im Nordlandkreis von 6,5 Minuten“ in die nächste Klinik, wenn Wolfratshausen bestehen bleibt und von „ca. 7,5 Minuten“ wenn Wolfratshausen aufgelöst wird, erübrigen wohl von selbst jeglichen Kommentar.

• Nicht nur die Patienten in der Akutgeriatrie: In allen Abteilungen liegen immer wieder ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, da ja die Bevölkerungsentwicklung zeigt, dass das Durchschnittsalter immer weiter steigt. Durch diese demografische Entwicklung steigt der Bedarf an Klinikbetten. Durch die schlechte Anbindung der Krankenhäuser in Starnberg oder Großhadern sind die Besuche der Familienangehörigen, insbesondere, wenn es sich um ältere, weniger mobile Angehörige handelt, stark eingeschränkt. Kontakt zu Angehörigen aber – und das hat auch die Coronapandemie gezeigt – ist ein wichtiger Faktor bei der Genesung und beim Mut schöpfen bei schweren Erkrankungen. Dies alles ohne wertende Reihenfolge und ohne Anspruch auf Vollständigkeit!

» ZUM DOWNLOAD: EIN PAAR INFORMATIONEN ZUR KREISKLINIK WOLFRATSHAUSEN


Quellen u.a.
https://kreisklinik-wolfratshausen.de/
https://merkur.de
https://sueddeutsche.de
https://lra-toelz.de
https://kbo-mvz-bad-toelz.de/
https://www.pflegeheim-lenggries.de/
https://www.vicondo-healthcare.de/
https://www.oberender.com/